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Trans Europa Express - ein Reisebericht

Trans Europa Express 1969 - ein Reisebericht über eine aussergerwöhnliche Europa-Reise.

Mit der Velo-Solex in dreieinhalb Wochen durch sieben Länder Europas und zweimal über die Alpen. 

 


Auf dem Gipfel der Zugspitze - Helmut Möller auf Europa-Reise

Helmut Möllers Idee zu einer aussergewöhnlichen Europa-Reise ...mit einer Mofa!

'Schreib das auf!' Diese Aufforderung hörte ich kürzlich, als ich eine Reíse-Story aus längst vergangenen Zeiten - meiner Jugend eben - im Bekanntenkreis erzählte. O.K. - ist viel leichter gesagt, als getan. Obwohl ich von dieser Begebenheit immer wieder gerne erzähle.

Aber ...es ist fast vierzig Jahre her und außer in meinem Gedächnis und einer Handvoll alter Schwarzweiß-Negative sowie einiger Stempel in einem alten, abgegriffenen Jugendherbergsausweis ist einfach nichts mehr vorhanden.

Bislang habe ich aber auch noch niemanden getroffen, der jemals eine ähnlich skuril-ungewöhnliche Europa-Reise unternommen hat.

1969 war ich 23 Jahre alt, arbeitete als hoffnungsvoller Vertriebsmitarbeiter in einem Fotogroßlabor in Hannover. Ein Auto konnte ich mir noch nicht leisten, mobil zumindest im Stadtverkehr wollte ich aber sein. So griff ich zu, als mir eine gebrauchte Mofa angeboten wurde.

Es war eine schwarze 'Velo Solex' französischer Bauart. Ein Motörchen mit 0,55 PS für eine Höchstgeschwindigkeit von 25 kmh sass, gemeinsam mit einem 1,5 l-Tank für Zweitakt-Gemisch über dem Vorderrad.

Der Antrieb erfolgte über ein Reibrad direkt auf den Vorderreifen. Außerdem war das Gerät mit zwei, recht schwachen Handbremsen, einer Tretkurbel zum Mittreten und dem typischen Trittbrett zum Abstellen der Füße ausgestattet.

Schloss Mespelbrunn
Schloss Mespelbrunn im Spessart

Frühjahr 1969 - ein tollkühner Reiseplan reift heran!

Immer, wenn der Sommer naht und ein Urlaub lockt, werde ich von einer besonderen Unruhe befallen. So war es auch im Frühjahr 1969. Was machst Du in diesem Jahr? Wohin soll die Reise gehen?

Süddeutschland kannte ich damals wirklich noch wenig. Ein echtes Manko - bei der Aussicht auf unendlich viele Sehenswürdigkeiten und - für mich als Nordlicht - Andersartigkeiten. Und warum ...nicht die Velo Solex als Transportmittel für eine Entdeckertour nehmen?

Die Romantische Straße entlang bis hin zum Alpenrand sollte es gehen. Von Hannover ziemlich weit entfernt. Also enthielt der entwickelte Plan eine Anfahrt mit der Bundesbahn bis Frankfurt/Main. Ich beantragte Urlaub für den Juni, maximal dreieinhalb Wochen waren herauszuholen.

Für die gewünschte Strecke besorgte ich mir die 'Deutsche Generalkarte', um möglichst kleine, landschaftlich besonders reizvolle Straßen herauszusuchen. Übernachten wollte ich in Jugendherbergen oder kleinen Gasthöfen.

Die 'Velo Solex' sah ich gründlich durch, kaufte passende Packtaschen und einen Reservetank mit zwei Liter Fassungsvermögen. Mit einem Aufkleber von BP der Aufschrift '5. Gang drin' peppte ich den Rahmen noch etwas auf. Fünf Gänge hatten damals übrigens nur wenige, besonders teure Sportwagen - die Solex hatte sowieso nur einen Gang und eine Fliehkraftkupplung zum Anfahren.

Einen Reisepartner fand ich nicht, wer wollte sich schon auf eine so unsichere Reise einlassen. Also ...tapfer sein und allein los!

Rothenburg ob der Tauber
Rothenburg ob der Tauber - Markusturm mit Röderbogen

Durch den Spessart und über die Romantische Straße zum Alpenland

Der erste Action-Abschnitt... Bundesbahnfahrt bis Frankfurt/Main. Die Solex im Gepäckwagen. Wie ginge das heute im ICE? Dann, auf den Sattel geschwungen und raus aus dem Gewühl der hektischen Großstadt Frankfurt, auch Aschaffenburg ist schnell hinter mir gelassen. Eine hübsche Strecke, teils schattig unter großen Bäumen, durch den sagenumwobenen Spessart.

Schloß Mespelbrunn wirkt wie ein verwunschener Ort. Ich erinnere mich an eine Filmkulisse, mit Liselotte Pulver? Die Solex läuft gut... ja, so ähnlich wie eine Nähmaschine.

Wertheim am Main ist erste Übernachtungsstation. Ich suche mir, wie auch an den Folgetagen, immer gemütliche, kleine Gasthäuser - Bett mit Frühstück. Sehr freundliche Erinnerungen.

In Tauberbischofsheim gerate ich nach der Erkundung der mittelalterlichen Altstadt in in eine kleine, hübsche Pension mit angeschlossener Metzgerei. Morgens nimmt mich die Wirtin mit in die Metzgerei, damit ich mir deftigen Aufschnitt fürs Frühstück aussuchen kann. Fingerdicke Wurst morgens schon aufs Brot?

Von zu Hause kannte ich nur Marmeladenbrote und so wollte ich es auch hier. Die gute Frau reagiert mit Unverständnis und läßt mir aber von sich aus einen erheblichen Teil des Übernachtungspreises nach. Ja, ich bin in Süddeutschland. 'Gut essen hält Leib und Seele zusammen!'.

 Rothenburg ob der Tauber
Die historische Stadtmauer von Rothenburg ob der Tauber 

Rothenburg ob der Tauber, absolute Perle der Romantischen Strasse. Hier finde ich Unterkunft in der von einer historischen Stadtmauer vollständig umschlossennen Altstadt. Mein Ausblick geht auf ein liebliches Stadttor - Romantik pur. Ich staune, wie so viele andere Touristen auch. Dinkelsbühl und Nördlingen stehen dem nichts nach, Mittelalter neu erlebt, im 20. Jahrhundert.

Die Solex schnurrt über kleine, gewundene Straßen. Ich hocke auf dem Gerät, bequem die linke Hand am Lenker, den rechten Arm auf die Oberschenkel gestützt.

Die Füße - natürlich - hochgestellt auf dem Trittbrett. Ein Riesenvorteil den autofahrenden Mitbürgern gegenüber, ist das Erlebnis, die vorbeiziehende Landschaft auch 'zu erriechen'. Der Duft von frischgemähten Wiesen, Feldern, Wäldern und Kräutern. Ein besonderer Genuss.

chiemsee
Am herrlichen Chiemsee, ein Biergarten in Prien-Stock mit See- und Alpenblick

Rast bei herrlichem Wetter direkt am Chiemsee. Unverkennbar... die Landschaft wandelt sich, höhere Berge kommen in Sicht. Schleching am Alpenrand sollte mein Ziel sein. Den Ort kannte ich vom Namen her, weil frühere Nachbarn immer dorthin in Urlaub fuhren.

Aber, Hilfe, ich war ja viel zu schnell! Mit Tagesetappen zwischen hundert und zweihundert Kilometern ist mein eigentliches Urlaubsziel viel zu früh erreicht.

Mein Motto...  'DER WEG IST DAS ZIEL'

Ein Wegweiser weist nach 'Kitzbühl'. Auch nicht schlecht, eine Grenze und zwei Stunden später bin ich in diesem berühmten Wintersportort. Ich bin in Austria. Also ...eine internationale Tour!

Reisebericht Europa
1273 Meter über dem Meer, die Passhöhe des Pass Thurn ist erreicht 

Die Alpenüberquerung mit Pässen und schneebedeckte Gipfeln

Also, jetzt bin ich in Tirol, in Österreich. Hohe Berge rundum, gutes Reisewetter. In meiner Pension, einem Haus mit Stammgästen aus Hamburg, komme ich schnell ins Gespräch.

'Ja, wenn Sie schon bis hierher gefahren sind, warum fahren Sie dann nicht einfach weiter? Und die Pässe? Ach, so steil sind die doch gar nicht! Und überhaupt, das schaffen Sie schon!'

Zeit habe ich ja und ...wenn einem so viel Mut zugesprochen wird. Los geht's!

Der Anstieg beginnt. Eine erste Herausforderung ist der Paß Thurn. Acht Prozent Steigung sind angegeben. Keine Kleinigkeit für meine Solex, jetzt heißt es schon einmal mittreten. Ich gerate in Schweiß, das Wetter ist gut und hochsommerlich warm.

Europareise
Auf dem Weg zum Felbertauern-Pass

Bei 1273 m Höhe übe N/N ist die Scheitelhöhe erklommen. Kurze Verschnaufpause in Mittersill. Voraus der Felbertauernpaß, auch 'nur' mit 9 % Steigung eingezeichnet. Aber er hat es in sich.

Mein kleines Motörchen streikt jetzt immer öfter, der luftgekühlte Einzylinder wird mangels Fahrtwind und wegen der großen Anstrengung zu heiß. Es hilft nichts - schieben!

Viele Kehren weiter komme ich dann ziemlich erledigt an der Mautstation für den Felbertauerntunnel an. Ach du Schreck, durch den Tunnel darf ich mit einer Mofa nicht fahren. Die erforderlichen 40 km/h Mindestgeschwindigkeit erreicht die Solex einfach bei weitem nicht.

Kein Pardon, aus Sicherheitsgründen. Ich soll bitte auf einen LKW warten, der mich mit hindurch nehmen kann. Vergeblich, Fehlanzeige. Mittags kommt die Ablösung der Mautbeamten mit einem VW - Bulli und bringt mich sicher durch den langen Tunnel. Glück gehabt.

Abwärts. In rasender Schußfahrt - zur Geschwindigkeitserhöhung wird noch der Motor abgestellt und per Handhebel hochgezogen sowie eine geduckte Haltung eingenommen - geht es über Matrei nach Lienz.

Im Pustertal finde ich dann eine alpenländlich typische Unterkunft. In der Erinnerung war es wie eine Vorstufe zum Paradies. Der halbe Liter Bier kostete umgerechnet -,25 € und die Tochter des Wirtes war eine gar holde Maid. O lalá!

Italienische Alpen
Alto Adige in Italien, ein Südtiroler Bergdorf

Bella Italia - herrliches Italien

Unspektakulär die Grenze zu Südtirol, Italien. Schnell ist Toblach erreicht. Hier war ich als Fünfzehnjähriger mit meinen Eltern auf Schulferien, Drei Zinnen usw. Die damalige Ferienwohnung habe ich schnell gefunden.

Der Hauswirt kann sich an unseren Aufenthalt nicht erinnern. Nichtsdestotrotz kredenzt er einen leckeren Obstler - zweites Frühstück - und wünscht mir eine gute Weiterfahrt nach Cortina D'Ampezzo.

Bekannt durch Olympische Winterspiele, die hier während meiner Kindheit abgehalten wurden. Eine enge, gewundene Straße bringt mich weiter nach Süden.

Schwer beladene Lastwagen brausen sehr dicht an mir vorbei. Muffe habe ich, keine Knautschzone. Zum Glück ohne Zwischenfälle, erreiche ich nach langer Abwärtsfahrt Mestre, eine stinkende Industrievorstadt von Venedig. Das kann ja heiter werden.

Reisebericht Europa
Venedig - der Canale Grande

Bella Italia - Venezia und Adria

Ein Damm führt hinüber nach Venedig. 'Einmal Venedig sehen und dann...'. Nee, nee! Jetzt enden alle Straßen, ein kleiner Parkplatz und für die Autos ein großes Parkhaus.

Ich nehme meine klobige Rolleicord aus der Packtasche, verständige mich durch Zeichen und 'Luki, luki' für einige Lire-Scheine mit dem freundlichen Parkwächter über die Bewachung meiner vollgepackten Solex. Kann ich doch kein Wort Italienisch.

Eingestiegen in ein 'Vaporetto', die malerischen Gondeln sind einfach zu teuer, und los geht die rasante Fahrt durch die Kanäle. Unvergeßliche Eindrücke von glanzvoller Vergangenheit und morbider Vergänglichkeit.

Am Markusplatz füttere ich die Tauben ...natürlich! Stromere durch kleine Gassen. Esse meine erste Pizza im Leben, mit Sardellen... muss das so scheusslich schmecken?

Zurück beim Parkwächter, alles war in Ordnung, kein Fitzelchen fehlt.

Venedig
Venedig - Santa Maria della Salute am Canale Grande

Wo soll ich nur übernachten? Es treibt mich weiter nach Süden direkt an die Adria, finde aber kein schönes Plätzchen. Also steuere ich zurück Richtung Norden zum Lido di Jesolo.

Davon habe ich schon mal gehört. Ist auch ganz nett, aber doch nicht mein großer Hit.

Am nächsten Tag durchquere ich die Po-Ebene. Weinanbaugebiete, ruhige Landschaften und Orte. Meine Velo wird bestaunt: 'Oh, Tedesco!' Freundlich bekomme ich Bier ausgegeben. In Verona fahre ich an der antiken Arena vorbei, dem Aufführungsort bezaubernder Opernfestivals.

Verona
Das historische Amphitheater von Verona - die Arena der Opernfestspiele an der Piazza Brà

Bella Italia - Lago di Garda

Und als ich den Gardasee erblicke, weiß ich, jetzt ist der Urlaub endlich da!

In zügiger Fahrt geht es bei bestem Sommerwetter von Süden her die Uferstraße des Gardasees entlang. Ich erblicke Malcesine, malerisch auf einem Felsvorsprung gelegen.

Hier möchte ich bleiben. Ich höre, dass auch Johann Wolfgang von Goethe gerne hier war - kein Wunder, bei der südländisch romantischen Kulisse.

Malcesine
Malcesine am Gardasee - die Burg der Scaliger, Castello Scaligero

Ich finde eine kleine Pension, geleitet von einer typisch italienischen ' Big Mama '. Kein Wort deutsch, die Verständigung klappt trotzdem ...irgendwie. Und wähle das Zimmer, aus Ersparnisgründen ohne Frühstück, zum Freundschaftspreis von gut zwei Euro.

Es ist pieksauber, hell und freundlich, vom blanken Fliesen-Fußboden könnte man essen. Die Velo-Solex wird für eine Woche fürsorglich unter einer Plane verstaut.

Zum Frühstücken kaufe ich mir meistens ein Weißbrot und eine Flasche trockenen Weißwein, oder gehe in eine Bar, zu Cappuccino und Teilchen.

In der herrlichen Sonne genieße ich die südliche Lebensart. So kann es bleiben. Ab und an gibts ein Gewitter, schnell ist es wieder schön. Abends roter Wein, Chianti und - nach meinem heutigen Geschmack undenkbar - liebliche Sorten.

Für zu Hause kaufe ich ein Holzfässchen mit zwei Litern 'Lacrima Christi' - das passt noch in die Packtaschen. Die Tage vergehen wie im Fluge mit dem sprichwörtlichen 'Dolce far niente'. Viel zu schnell, eine Woche ist doch nichts!

Malcesine
Malcesine am Gardasee - die Burg der Scaliger, eine Gasse zur Stadt

Die zweite Alpen-Überquerung

Abschied vom Urlaubsparadies. Die Uferstraße des Gardasees gen Norden. An der Spitze des Sees beginnt es zu regnen. Durchs Trentino Regen, durch Südtirol Regen, Regen.

Ich habe das Gefühl, dass die vorbeifahrenden Autos das Wasser eimerweise über mich kippen. Da helfen Regenjacke und -Umhang wenig. Mit halbgeschlossenen Augen sitze ich auf der Solex und träume ...vom Gardasee.

Die Straße schraubt sich zum Brenner-Pass hinauf, Regen. Jetzt kommt Kälte hinzu, die Schneefallgrenze liegt bei zweihundert Metern über der Paßhöhe. Unmittelbar vor dem Grenzübergang schnell eine Unterkunft gesucht und ab ...ins Bett.

Am nächsten Morgen ist das Wetter besser, der Weg führt zügig abwärts nach Innsbruck. Das 'Goldene Dacherl' angesehen und nun, wie geht es weiter? Hohe Bergriesen mit steilen Pässen versperren den Weg nach Norden.

Überlegen. Über Seefeld muß ich auf alle Fälle, der Pass ist mit 16% Steigung eingezeichnet. Verdammt, das bedeutet schieben. An der Straße erstehe ich - ganz frisch - eine große Tüte Kirschen. Wegzehrung für die bevorstehende Anstrengung.

Und das war es dann auch... anstrengend. Hinter Seefeld wähle ich die wenig befahrene Straße durch das Leutaschtal. Bei rauschender Abwärtsfahrt vor Mittenwald plötzlich die Deutsche Grenze.

Die Bremsen schaffen es nicht und auch die auf den Boden gestemmten Füße verzögern zu wenig, ich sause gut zwanzig Meter am Grenzer vorbei. Peinlich, aber nicht zu ändern.

Reisebericht Europa
In der Gondel auf den Gipfel der Zugspitze

Zugspitze und Deutsche Alpenstrasse

Die Jugendherberge in Garmisch-Partenkirchen hat eine feine Bergsicht. Ruhetag eingelegt, mit der Solex zum Eibsee, dann die Zahnradbahn und Gondel auf Deutschlands höchsten Berg - die Zugspitze. Klare Fernsicht über die Alpenkämme. Ein besonderes Highlight, was ich nicht alles erlebe auf dieser Tour.

Die Fahrt nach Füssen über Reutte verläuft abwechslungsreich mit immer neuen Ausblicken auf die Bergwelt.

Auf der Deutsche Alpenstraße, einer der schönsten Straßen in unserem Land, lasse ich die Landschaft beschaulich an mir vorüber ziehen. Ein Genuss für die Sinne. Abstecher nach Oberstdorf.

Auf dem Weg ins Kleine Walsertal Besuch des wunderschön gelegenen Kinderheims, in dem ich als Elfjähriger wegen Magerkeit sechs Wochen zur Erholung war. Zu erfolgreich ...wenn die mich heute sehen könnten!

Weiter ...am Dreiländereck Deutschland, Österreich, Schweiz ein Wegweiser nach Vaduz, Liechtenstein. Warum eigentlich nicht?

 Unteruhldingen
Im Museums-Pfahldorf in Unteruhldingen am Bodensee

Liechtenstein und die Schweiz

Die Fahrt nach Vaduz ist nicht besonders lang und ohne große Steigung. Trutzig trohnt die Festung über der Stadt, die hauptsächlich wegen ihrer steuersparenden Briefkastenfirmen bekannt ist.

Weiter geht es in die Schweiz. Hinter St. Gallen sitze ich in einem feinen Freiluft - Restaurant - das Wetter paßt. Konstanz ist nicht mehr weit, im dortigen Jugendhaus finde ich eine Bleibe.

Spannender Tag einer Vierländertournee... Deutschland - Österreich - Liechtenstein - Schweiz und wieder Deutschland.

Am nächsten Tag beginnt es zu regnen. Wiedereinreise in die Schweiz. Oberhalb des Rheinfalls, der in der Natur viel imposanter erscheint als auf Bildern, liegt Schloß Laufen, die passende Jugendherberge.

Ich muss warten, bis geöffnet wird, ungemütlich bei Regen und ziemlicher Kälte.

Der neue Tag bringt besseres Wetter, aber auch meinen ersten und letzten 'Plattfuß' der gesamten Reise. Schnell ist's geflickt, passendes Werkzeug habe ich dabei. Hinter Schaffhausen die Einreise nach Deutschland und der Anstieg hinauf in den Schwarzwald.

Nach doppelter Alpenüberquerung kein Problem für Maschine und für mich. Über Titisee fahre ich auf der Schwarzwald-Höhenstraße nach Freiburg in den Breisgau. Es ist noch zeitig, also warum nicht weiterfahren?

Die Oberrheinische Tiefebene mit dem markanten Kaiserstuhl wird durchquert. Am Rhein kommt Breisach und hinter der Brücke ...die französische Grenze.

Reisebericht Europa
Der Rheinfall bei Schaffhausen in der Schweiz

Vive la France

Einfacher Grenzübertritt vor Neuf Brisach, ein geeintes Europa wirft seine Schatten voraus. Die Velo Solex schnurrt, am späten Nachmittag erreiche ich Colmar, ein besonders schmuckes Städtchen im Elsass.

Die Höhen der Vogesen sind schon zu sehen. Nach den Alpen-Erfahrungen nicht mehr problematisch. Es macht Spaß. Hinter Nancy fängt es an zu regnen, ich verirre mich auf eine neu erbaute Autobahn und fahre auf dem Standstreifen ganz rechts.

Colmar
Colmar im Elsass - das Quartier de Tanneurs, das historische Gerberviertel, mit Petite Venice

Ja, etliche Autofahrer blinken und hupen. Was kann mich jetzt noch erschüttern? Abends finde ich, schon in Lothringen, ein typisches Bistro mit Fremdenzimmern. Aufgrund meiner mangelnden Französischkenntnisse, keine große Konversation.

Trotzdem werde ich den ganzen Abend mit Bier ausgehalten - wegen der Velo Solex und so. Schnell ist am nächsten Vormittag Metz erreicht und ein neuer Grenzübertritt wartet ...Luxemburg.

Großherzogtum Luxemburg

Hinein in dieses für mich neue, mitteleuropäische Land. Es macht Spaß, mit 25 kmh durch die hügelige Landschaft zu ziehen. Größere Pause in Luxemburg Stadt - wie eine richtige Hauptstadt sieht es hier nicht aus, eher gemütlich provinziell.

Luxemburg
Luxemburg Stadt - Stad Lëtzebuerg - Ville de Luxembourg ...die Festung mit der Bastion Beck

Ein letzter Grenzübertritt vor Trier. Deutschland hat mich wieder. Direkt an der Mosel geniesse ich ein feines Mittagessen und dazu ...eine Flasche besten einheimischen Riesling.

Sichtlich gelöst gerate ich auf eine vierspurige Kraftfahrtstraße, die nur mit mindestens 40 Km/h zu befahren ist. Zu viel für meine schwache Mofa.

Prompt hält ein Streifenwagen der Polizei neben mir, weinselig fühle ich mich stark und beginne eine Debatte über die Leistungsfähigkeit meiner Solex. Es nützt alles nichts, 20 DM Bußgeld sind fällig und ich denke, noch einmal Glück gehabt. So, schnell weg von der Mosel, hinauf auf die Hunsrück-Höhenstraße.

Eine letzte Übernachtung in der Jugendherberge Morbach. Bei Mainz wird der Rhein überquert, zum wievielten Male? Frankfurt Hauptbahnhof, der dampfende D-Zug nach Hannover wartet schon. Banales Ende einer sensationell erlebnisreichen Rundfahrt durch sieben europäische Länder.

Nachlese

So, Wolfgang aus Hildesheim, ich hab's aufgeschrieben. Ich wünsche mir nun, dass Dir und auch allen Anderen dieser kleine Bericht gefällt.

So viele Lander, wie auf dieser dreienhalbwöchigen Reise, habe ich in so kurzer Zeit nie wieder besucht. Und das, obwohl aus mir in den nachfolgenden Jahrzehnten ein rechter Teilzeit-Globetrotter wurde.

Übrigens, die Velo Solex wird nach über 8 Millionen fabrizierten Exemplaren heute noch oder wieder gebaut... in Ungarn. Brigitte Bardot, Jaques Tati in dem Film 'Mein Onkel' und Helmut Möller fuhren darauf! Einfach Kult!

Nachtrag 2021 - diesen Europa-Reisebericht haben wir 2008, also knapp 40 Jahre nach der Reise auf der Website umdiewelt.de veröffentlicht, weil wir noch keinen eigenen Internet-Auftritt hatten.

Fotos, Fotos, Fotos... einige Worte zu unseren obigen Aufnahmen und neue Reise-Impressionen.

Während dieser aussergewöhnlichen Europareise hatten wir unsere nicht gerade leichte, zweiäugige Rollei-Mittelformat-Kamera in der Gepäcktasche. Allerdings fotografierten wir nicht wirklich viel unterwegs. Entsprechend spärlich sind auch die hier eingepflegten Bilder. 

Die Schwarzweis-Negative scannten wir vor Jahren ziemlich unprofessionell mit einem Flachbett-Scanner ein. Die Aufnahmen sind zwar höchst authentisch, aber leider ist ihre Wiedergabe in diesem Beitrag qualitativ nur suboptimal. 

Im Laufe der letzten Jahre haben wir übrigens diese ungewöhnliche Reise - zumindest zum Teil und in Etappen - auf verschiedenen Urlaubsfahrten per PKW nach gefahren. Erleben Sie ergänzend unsere folgenden Reiseberichte mit faszinierenden Bildergalerien hoch aufgelöster digitaler Aufnahmen:

Also genau dort, wo wir 1969 mit der Velo Solex unterwegs waren und die Kamera oft einfach mal in der Packtasche gelassen hatten.

Velo Solex
Eine Velo Solex, wie sie unser Autor und Fotograf Helmut Möller fuhr - ja, damals war's... 1969!

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